Ethik in der Medizin

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Im Duden wird Ethik als „Gesamtheit sittlicher Normen und Maximen, die einer [verantwortungsbewussten] Einstellung zugrunde liegen“ und „philosophische Disziplin oder einzelne Lehre, die das sittliche Verhalten des Menschen zum Gegenstand hat“ definiert.

Doch was bedeuten diese Definitionen für die Medizin?
Schon Hippokrates stellte fest: „Wann immer ein Arzt nichts Gutes für den Patienten tun kann, muss er davon abgehalten werden, ihm Schaden zuzufügen.“

Ethisches Handeln in der Medizin

In der Medizin gilt eine besondere Form der Ethik, die vor allem in diesem Bereich des Lebens zur Anwendung kommen muss. Die Medizin bedient sich eines hochentwickelten Systems der Diagnostik und auch der Therapieoptionen, das es mittlerweile schwierig macht, noch als gesund zu gelten. Je tiefer man in die „Mühlen“ der Diagnostik gerät, desto wahrscheinlicher wird es, eine Diagnose zu finden. Mit der zunehmenden Möglichkeit der genetischen Diagnostik ist es mittlerweile unmöglich, nichts zu finden, was eine Ärztin oder ein Arzt als pathologisch, also als Abweichung vom Normalen bezeichnen kann.

Mit dem Rücken zur Wand – Wege aus der Sackgasse der westlichen Medizin

Wir haben uns in den letzten dreihundert Jahren des „Siegeszuges“ der westlichen Medizin ein wenig in eine Sackgasse manövriert. Wir wissen mittlerweile sehr viel über die DNA des menschlichen Körpers und beginnen, mit der Genschere präzise in diese kleinsten Bestandteile des Körpers einzugreifen. Dies birgt jedoch eine Gefahr, denn wir verlieren die Behandlung des ganzen Körpers, der ganzen Person aus dem Blick. Ich bin davon überzeugt, dass wir unsere Behandlung wieder mehr auf die einzelne Patient*in abstimmen müssen.

„Einmal ist die Maximaltherapie mit der geballten Macht der heutigen Medizin
notwendig und richtig, manchmal ist ein Zurückziehen auf das Wenige,
was noch sinnvoll ist, das Richtige.“

Die moralischen Überlegungen, die uns Ärzt*innen dabei geleiten sollen, sind gemäß dem Vier-Prinzipien-Modell zu evaluieren. Die Prinzipien des ärztlichen Handelns müssen lauten:

  • Wohltun
  • Nichtschaden
  • Gerechtigkeit
  • Patientenautonomie

Die Rolle des „guten Arztes“ in der ethischen Frage

Ein guter Arzt unterscheidet sich in meinen Augen insofern von einem „normalen“ Arzt, als er die ganze Geschichte seines Patienten verstehen will. Erst wenn wir die ganze Geschichte verstehen, stellen wir konsistente Diagnosen und raten zu den richtigen Behandlungen. Dies ist für mich ein zutiefst ethischer Zugang. Denn erst dann treffen wir mit dem Patienten die richtige Entscheidung. Jeder Patient repräsentiert eine Geschichte. Diese Geschichte beinhaltet seine Krankheiten, sein neues Problem, seine soziale Situation, seine Lebensgeschichte, sein Werden und seine Werte und Kultur.

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